Faszination Monorail: Ein Rückblick anhand des LEGO 6991 Experimental-Astro-Express von 1994

LEGO Unitron 6991 Monorail Transport Base Review Titel

Es gibt Sets, die eine geradezu mythische Aura umweht. Dazu zählen zweifelsohne die drei LEGO Monorails, die zwischen 1987 und 1994 erschienen und heute auf dem Zweitmarkt zu astronomischen Preisen gehandelt werden. Was aber ist so besonders an diesem Zugsystem und ist der Legendenstatus gerechtfertigt? Dieser Frage möchte ich heute anhand des LEGO 6991 Experimental-Astro-Express von 1994 nachgehen – der letzten Monorail und dem einzigen Set der LEGO Unitron Reihe, das in Europa regulär erhältlich war.

Vor einigen Jahren, als das Thema LEGO noch weniger in der breiten Öffentlichkeit angekommen war und die Preise für alte Sets sich noch in einem etwas vernünftigeren Rahmen bewegten, hatte ich das Glück, ein gut erhaltenes Exemplar des LEGO 6991 Experimental-Astro-Express zu erwerben – gemeinhin besser bekannt als Unitron Monorail Transport Base.

Dieses Set werde ich heute für euch einmal genauer unter die Lupe nehmen, wobei ich mich neben dem Aufbau auch der Funktionsweise des Systems und den Möglichkeiten zur Automatisierung widmen werde. Außerdem werfen wir einen Blick auf die beiden Vorgänger des Sets sowie auf den Prototypen des Nachfolgers, der leider nie erschien.

Die LEGO 6991 Monorail in Werbung und Katalog

Bevor ich mich einem alten Set in einem Review widme, recherchiere ich gerne etwas in den damaligen Katalogen, Werbematerialien und Fernsehspots. Zum einen natürlich, weil mich die möglicherweise darin enthaltenen Informationen interessieren, zum anderen aber auch, weil die Gestaltung (für die seinerzeit die Werbeagentur Advance zuständig war, mit der LEGO noch heute zusammenarbeitet) bei mir ein unvergleichliches Gefühl von Nostalgie hervorruft – so auch in diesem Fall.

Schon als Kind hatte ich mit großen Augen vor dem LEGO Katalog gesessen und die LEGO 6991 Monorail bewundert – natürlich ohne zu wissen, was eine Monorail überhaupt war und dass das Set eigentlich gar nicht zu Spyrius, sondern zu einer Reihe namens Unitron gehörte.

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Doppelseite aus dem deutschen LEGO Hauptkatalog 1994. Dort wurde die Monorail ohne Nennung der Unitron-Reihe zusammen mit den neuen Spyrius-Sets beworben. Quelle: Worldbricks

Beim stillen Bewundern blieb es dann allerdings auch, denn bereits damals war das Set ähnlich unerschwinglich wie heute: In Nordamerika, wo LEGO ab 1995 noch drei weitere Unitron-Sets vertrieb, konnte man die Monorail etwa im Shop at Home-Katalog für 178,- US-Dollar bestellen, was umgerechnet knapp 290,- DM entsprach – für die damalige Zeit ein extrem hoher Preis für ein LEGO Set.

In Europa befand LEGO aber offenbar, dass neben Spyrius, Ice Planet 2002 und der allmählich auslaufenden Space Police II kein Platz für weitere Weltraum-Sets im Sortiment war, zumal man für das Folgejahr mit der Aquazone-Reihe bereits den nächsten “großen Wurf” plante.

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Die LEGO 6991 Monorail Transport Base im US-amerikanischen Shop at Home Katalog. Quelle: Brickset
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LEGO Unitron im US-amerikanischen Katalog 1995

Auf die Monorail, über deren die Phantasie beflügelnde Wirkung auf Kinder man sich in Billund wohl im Klaren war, wollte man hierzulande aber dennoch nicht verzichten, denn schließlich brauchten die Spione von Spyrius auf ihrer Jagd nach moderner Technologie ja auch jemanden, den sie ausspionieren bzw. ausrauben konnten.

Deshalb wurde das Setting aus dem Katalog, also der Überfall der Spyrius-Roboter auf den Unitron-Stützpunkt, auch konsequent für alle anderen Werbematerialien übernommen. So waren etwa in manchen Läden große Papp-Aufhänger wie der unten abgebildete zu finden, die das Kernmotiv zusammen mit dem Hinweis aufgriffen, dass es sich hierbei um neue Themenwelten handelte.

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Werbematerial zu den LEGO Space Neuheiten 1994. Die beiden (beideseitig gespiegelt bedruckten) Pappteile sind über einen Heftfaden miteinander verbunden und zusammen ca. 56 cm lang.

Auch in bewegten Bildern durfte man diesen Konflikt, aus dem die Guten natürlich immer als Sieger hervorgingen, bewundern, denn Advance produzierte zu Spyrius einen der damals üblichen kurzen Werbeclips in einer Mischung aus Realaufnahmen und Tricktechnik.

Hierfür kamen manchmal sogar künstliche Hände zum Einsatz, wie uns Christian Faber, ehemaliger Creative Director bei Advance, in einem Interview verriet, und wenn man genau hinsieht, meint man auch in diesem Video die eine oder andere Einstellung mit einer merkwürdig unbeweglichen Hand zu erkennen. 😉

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Verpackung und Inhalt

Widmen wir uns nun aber endlich dem Set selbst! Bereits die Box lässt mit ihren Maßen von 65 cm x 47,5 cm x 11,5 cm erahnen, dass wir es hier trotz des für heutige Verhältnisse geradezu winzigen Umfangs von 555 Teilen mit einem sehr großen Modell zu tun haben. Auf der Vorderseite ist die aufgebaute Monorail vor dem klassischen Weltraum-Hintergrund der 90er-Jahre zu sehen, der mit seinem Gittermuster immer ein wenig an das Holodeck aus Star Trek erinnerte. LEGO variierte hierbei für jede Themenwelt das Farbschema sowie die sichtbaren Sterne und Planeten, wodurch die Kartondesigns der verschiedenen Weltraum-Fraktionen zwar unterscheidbar waren, aber trotzdem wie “aus einem Guss” wirkten.

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Kurioserweise wurde das Set ausschließlich auf den langen Schmalseiten des Kartons vollständig abgebildet, wo auch gleich die Maße der Monorail mit 128 cm Breite und 66 cm Tiefe angegeben wurden. Während heutzutage solche Größenangaben auf LEGO Verpackungen absolut üblich sind, stellte das Vorgehen damals eine Ausnahme dar, die vermutlich zweierlei Gründe hatte: Zum einen galt es, den hohen Preis zu rechtfertigen, zum anderen wollte man wohl auch sicherstellen, dass die potentiellen Käufer sich über die außergewöhnlichen Platzbedürfnisse des aufgebauten Sets im Klaren waren.

Die Rückseite der Box zeigt einige alternative Bauvorschläge – eine Tradition, die LEGO zumindest in den Anleitungen gerne wieder aufleben lassen dürfte. Und auch hier bietet das Set eine Besonderheit, denn es handelt sich um den einzigen mir bekannten Fall, in dem mindestens einer der Alternativvorschläge auf Bauteile zurückgreift, die gar nicht zum Hauptmodell gehören – doch dazu später mehr.

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Wie für größere Sets aus dieser Zeit üblich, lässt sich der Deckel der Box aufklappen, woraufhin die Innenseite einige Details zu den Funktionen der Monorail bereithält. Unter anderem findet man hier einen Hinweis auf die benötigte (aber nicht beiliegende) 9V-Batterie, die Steuerung des Zuges und die Tatsache, dass die Teile des Sets sich selbstverständlich mit beliebigen anderen Elementen aus dem LEGO System kombinieren ließen.

Dank einer Folie war es außerdem schon vor dem Kauf möglich, einen Blick ins Innere der Box zu werfen, das in diesem Fall ganz in Hellgrün gehalten ist. Dort befanden sich die abgepackten Teiletüten, wobei einige besondere Teile in speziellen Plastik-Trays fein säuberlich aufgereiht direkt unterhalb der Folie präsentiert wurden. Diese Einleger sind bei meinem Exemplar des Sets leider nicht mehr vorhanden, aber ein Beispiel findet ihr u.a. in unserem  Rückblick auf die M:Tron Reihe von 1990.

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Die beiden kleineren Innenkartons ermöglichen es, die großen und schweren Teile, also insbesondere die Schienen, von den empfindlicheren Teilen sicher zu trennen, wobei die verbleibende Lücke genau groß genug ist, um die 3D-Grundplatte des Sets darin unterzubringen.

Breitet man den Inhalt fein säuberlich vor sich aus, so bietet sich einem ein überraschendes Bild, denn trotz der gerade einmal 555 Teile ist der Bautisch fast komplett belegt. Das liegt vor allem daran, dass extrem viele große Teile enthalten sind.

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Alleine die schwarzen Stützen, die später das Schienensystem tragen, sind in zwei Größen mit insgesamt 25 Exemplaren vertreten, dazu gesellen sich neben diversen weiteren Formteilen 18 Gleise (bzw. Fahrbalken), die 3D-Baseplate sowie zwei zusätzliche 16 x 32 Grundplatten in Schwarz, die ausschließlich in diesem Set vorkamen.

Die Anleitung im Format DIN A4 greift das Design der Vorderseite des Kartons auf, allerdings ohne den Hinweis auf das 9V-System. Obwohl das Motiv quer gedruckt ist, wird die Anleitung hochkant verwendet, also wie ein Magazin aufgeschlagen.

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Der gesamte Aufbau wird auf gerade einmal 49 Seiten beschrieben, wobei auf der ersten Seite nur das Befüllen der Batteriebox und die vier enthaltenen Minifiguren gezeigt werden.

Der Aufbau

Und damit stürzen wir uns auch gleich in den Aufbau. Wie zur damaligen Zeit üblich, wurden in der Anleitung keine Auflistungen der für einen Bauschritt benötigten Teile ausgewiesen. Stattdessen musste man jedes Bild mit dem vorherigen Bauschritt vergleichen, um herauszufinden, welche Teile an welcher Stelle neu hinzugekommen waren. Was aus heutiger Sicht für manche etwas unkomfortabel klingen mag, macht für mich gerade den Spaß bei Bauen alter Sets aus, weil ich auf diese Weise viel tiefer im Bauen versinken kann. Für die Minifiguren, mit denen der Aufbau beginnt, braucht es freilich sowieso keine Teilelisten.

Minifiguren

Die drei Unitron-Astronauten, die dem Set beiliegen, haben alle den gleichen, für die Reihe exklusiven Oberkörper und identische Beine. Außerdem tragen alle drei Figuren einen blauen Sauerstofftank. Bei zweien handelt es sich offenbar um Zwillinge – ein Umstand, der früher in Anbetracht der kleineren Auswahl verschiedener Köpfe häufiger in LEGO Sets auftrat.

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Beim hier verwendeten Gesicht mit Headset handelt es sich ohnehin um einen der am häufigsten für Weltraumthemen verwendeten Köpfe, der zwischen 1992 und 2004 in ganzen 50 Sets zum Einsatz kam. Dem “Unitron Chief”, also der dritten Minifigur von links, spendierte LEGO hingegen ein neues Gesicht mit coolem Sonnenschutz und außerdem einen bedruckten Helm – eine Neuerung, die 1993 erstmals in der LEGO Town Reihe eingeführt worden war und 1994 nur bei Unitron und Spyrius zu finden war.

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Apropos Spyrius: Bei der vierten und letzten Minifigur handelt es sich um einen Spyrius Spionage-Roboter. Das betont freundliche, aber irgendwie trotzdem etwas bedrohlich wirkende Gesicht ist ein Design, das von LEGO im Laufe der Jahre immer wieder gerne zitiert wurde, etwa 1996 in der Exploriens-Reihe oder erst kürzlich in der LEGO 80036 Stadt der Laternen. Noch heute erfreut sich der Roboter offenbar bei den Fans großer Beliebtheit, denn die Minifigur ist im gebrauchten Zustand mit durchschnittlich 6,- Euro bei Bricklink ungewöhnlich teuer für Figuren aus dieser Zeit, woran natürlich auch ihr Vorkommen in diesem Set nicht ganz unschuldig sein dürfte.

Zug

Nach den Minifiguren, die auch bei den modernen Sets noch meist am Beginn des Aufbaus stehen, geht es mit dem Herzstück der Monorail weiter: dem Zug.

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Dieser besteht neben der Antriebseinheit und den beiden Fahrgestellen vor allem aus zwei lose aufliegenden Cockpits an beiden Enden, die man als erstes aufbaut. Wie schon bei den Blacktron II Sets drei Jahre zuvor war es auch bei der Unitron-Reihe ein wesentliches Spielfeature, diese Pilotenkanzeln auswechseln und zwischen den Sets tauschen zu können, wobei deren spezielle Konstruktion bei der Monorail noch einem anderen Zweck diente, wie wir später am fertig aufgebauten Set sehen werden.

Beide Cockpits, die man auch als eigenständige kleine Raumgleiter betrachten kann, sind komplett identisch aufgebaut. An den Seitenflächen der hochklappbaren Scheiben (2507) in Trans-Dark Blue sind Aufkleber angebracht, die einen holografischen Glitzereffekt aufweisen und andeutungsweise einige technische Details wie Leitungen und Lüftungsschlitze zeigen. Trotz des Alters von nunmehr fast 30 Jahren halten die Sticker auch heute noch gut und zeigen bis auf eine kleine Ecke, die sich vermutlich aufgrund falscher Lagerung schon vor längerer Zeit gelöst hat, keine Auflösungserscheinungen.

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Im Inneren kommen als Steuerkonsolen die gleichen bedruckten 2 x 2 Slopes (3039px2) zum Einsatz, die auch die Spyrius-Spione in ihren Raumschiffen verwendeten – ein nettes kleines Detail, das vermutlich der Kostenersparnis geschuldet war, sich aber auch so interpretieren lässt, dass Spyrius die Technologie von den Unitron-Astronauten gestohlen hat.

Außen sorgen je zwei Antennen (2569) in Trans-Neon Green für die nötige “Schnittigkeit” und einen futuristischen Look – diese Teile waren damals quasi essentiell und aus keiner Weltraumreihe der Neunzigerjahre wegzudenken! An der Unterseite haben die Cockpits jeweils eine Art Gleitschiene, mit der sie auf dem Zug sicher gegen ungewolltes Verschieben abgelegt werden können.

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Falls ihr euch übrigens fragt, warum euch das blau-grau-grüne Farbschema so bekannt vorkommt, so liegt dies vermutlich daran, dass es vier Jahre später bei der LEGO Insectoids-Reihe noch einmal in sehr ähnlicher Form aufgegriffen wurde, die ich euch ebenfalls schon in einem eigenen Rückblick vorgestellt habe.

Kommen wir nun aber zum wichtigsten Teil des Zuges: den Fahrgestellen und der Antriebseinheit. Die hierfür verwendeten LEGO Elemente wurden alle speziell für das Monorail-System entwickelt, da sich dieses nicht nur in seinen Abmessungen, sondern auch schon in seinem Grundprinzip völlig von den anderen LEGO Zugsystemen unterschied. Im Gegensatz zu einem klassischen Gleis mit Schwellen und zwei parallel verlaufenden Schienen, zwischen denen die Räder des Zugs einrasten, besitzt eine Monorail nämlich nur eine Schiene – woher auch die deutsche Bezeichnung Einschienenbahn rührt.

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Im Falle der LEGO Monorail (und auch bei einigen echten Systemen) ist diese mittig auf dem Fahrbalken angebracht, auf dem die Räder des Fahrgestells wie auf einer Straße fahren.

Beim LEGO System dient die Schiene gleichzeitig der Lenkung und dem Vortrieb, weil sie als Zahnstange ausgeführt ist, in die das Zahnrad des Motors der Antriebseinheit greift. Durch diesen Zahnradantrieb ist die Monorail als einziges LEGO Zugsystem in der Lage, nennenswerte Steigungen zu überwinden, weshalb ihre Drehgestelle nicht nur lenk-, sondern auch kippbar sein müssen, genau wie die Verbindungen zwischen Antriebseinheit und den beiden Teilen des Chassis.

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Eine weitere Besonderheit der LEGO Monorail besteht darin, dass man die Fahrtrichtung nicht wie bei anderen Zügen durch Umpolung der Spannung an der Batteriebox bzw. am Trafo ändert, sondern durch eine mechanische Vorrichtung direkt am Motor. Dieser besitzt eine Art Schiebeschalter, der in drei Stellungen einrasten kann. In der mittleren Stellung bleibt die Bahn stehen, schiebt man den Schalter hingegen nach links oder rechts, so fährt die Bahn vor- bzw. rückwärts, da sich die Drehrichtung des Zahnrads ändert.

Was das bedeutet? Die LEGO Monorail kann, wenn man in passender Höhe neben dem Gleis ein “Hindernis” einbaut, das diesen Schalter betätigt, selbstständig die Richtung wechseln und anhalten!

Review LEGO 6991 Monorail Animation 1

Angetrieben wird der Zug von einer 9V-Blockbatterie, die über eines der klassischen Kabel des LEGO 9V-Systems mit dem Motor verbunden wird, der auf einer Seite einen passenden Anschluss und auf der gegenüberliegenden Seite vier reguläre Noppen hat. Auch die Batteriebox wird mit holografischen Stickern verziert, außerdem versieht man den Zug noch mit einigen technisch-futuristisch anmutenden Aufbauten.

Da die Batteriebox erfreulicherweise auf ihrer Oberseite mehr als vier stromführende Noppen bietet, ist außerdem noch für eines der tollen 1 x 4 Beleuchtungsmodule (4771) Platz, das unter einer transparent-blauen 4 x 4 Radarschüssel verbaut wird und mich noch heute begeistert: Je nachdem, wie herum man den Lichtstein auf der Batteriebox montiert, leuchten nämlich entweder beide Glühlämpchen permanent oder fangen an zu blinken. Ein so durchdachtes, kleinteiliges und modulares Sound-, Beleuchtungs- und Motorisierungssystem wie das 9V-System wünsche ich mir schon lange von LEGO zurück.

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Aus meiner Sicht “leider”, aus damaliger Sicht der Eltern “zum Glück” hat LEGO bei diesem Set auf eine Sirene mit Weltraum-Sounds (4774c02) verzichtet – aber das lässt sich ja leicht beheben, wenn man dies möchte.

Ein Lastwagen – oder so ähnlich

Nachdem wir nun also den Zug vollendet haben, ist ein Lastwagen an der Reihe, oder besser gesagt ein vierrädriger Transporter für die Raumgleiter. Dieser besteht im Wesentlichen aus einer Ladefläche, auf die eines der Cockpits ähnlich wie beim Zug gleiten kann, woraufhin es sich in der vordersten Position mittels zweier seitlich hochklappbarer Hebel fixieren lässt. Die hinten rampenartig zulaufende Form des Transporters ist hierbei kein Zufall, sondern wichtig für eine der cleversten Funktionen, die meines Erachtens ein LEGO Set jemals hatte – das seht ihr später im Video.

Die großen Offroad-Räder kennen wir auch aus diversen anderen LEGO Weltraumsets, wobei es sich in diesem Fall nur um die zweitgrößte Variante handelt – die größte blieb damals dem Spitzenmodell der LEGO M:Tron Reihe vorbehalten.

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Ein nettes kleines Feature des Transporters ist die abtrennbare Steuereinheit, die nur mit einem Technic-Pin an der Front des Fahrzeugs befestigt ist. So hatte man als Kind noch eine weitere Spielmöglichkeit, denn auch dieses kleine Gebilde konnte man mit etwas Fantasie als Raumgleiter interpretieren.

Tower und Spionageversteck

Jetzt, da alle mobilen Bestandteile des Sets fertiggestellt sind, geht es es an die Konstruktion der Fahrstrecke für die Monorail. Diese ist, wie auch bei den meisten realen Einschienenbahnen, nicht ebenerdig, sondern auf Stützen angelegt, weshalb unter ihrem höchsten Punkt ein kleiner Tower mit Kontrollraum Platz findet, den wir laut Anleitung als erstes aufbauen. Die Grundlage bildet eine der beiden für dieses Set exklusiven Grundplatten mit 16 x 32 Noppen (3857) in Schwarz.

Auf dieser Baseplate sorgen zwei der insgesamt 23 großen Stützpfeiler (2681) für die erhöhte Position, wobei gegenüber mittels eines BURPs und eines LURPs (Big bzw. Little Ugly Rock Piece, 6082 & 6083) ein Felsen angedeutet wird.

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Hier hat sich offenbar der Spionage-Roboter ein kleines Versteck mit Sendeantenne eingerichtet, von dem aus er mit seinen Kumpanen von Spyrius Kontakt aufnehmen kann. Auf dem bedruckten 2 x 2 Slope (3039pb002) läuft gerade ein dazu passendes Skype Video-Gespräch, für den Sender kommt wieder eine der tollen Antennen in Trans-Neon Green sowie eine transparente 4 x 4 Radarschüssel in Dunkelblau zum Einsatz.

Auf den Stützen und dem Felsen als Grundlage baut man schließlich das Kontrollzentrum zusammen. Ein Leser bemerkte einmal in den Kommentaren, LEGO habe es früher perfekt verstanden, Luft so zu umbauen, dass dies die Fantasie anregte, und ein Paradebeispiel dafür haben wir meines Erachtens hier vorliegen.

Objektiv betrachtet besteht der komplette Tower nur aus einer Handvoll Teile, darunter zwei bedruckte Slopes, wie sie auch schon in den Cockpits des Zugs vorkamen, einige Hebel und eine bedruckte 1 x 2 Fliese mit einer Zeitangabe darauf, die ja nach Drehung als 12:01 oder 10:21 Uhr bzw. als entsprechender Countdown gelesen werden kann. Sonst besteht der Tower aus jeder Menge Leere – und trotzdem (oder gerade deswegen?) ertappe ich mich noch heute dabei, wie ich mich gedanklich als Minifigur vor eine der Konsolen versetze, mir vorstelle, wie der Zug über meinen Kopf hinwegfährt und wie ich darum bemüht bin, einen Sabotageakt des Spyrius-Droiden zu verhindern.

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Eine der beiden “Seitenverglasungen” ist an Scharnieren befestigt und lässt sich deshalb öffnen, was einerseits für eine gute Bespielbarkeit sorgt, andererseits aufgrund der Konstruktion aber auch zu einem kleinen ästhetischen Mangel führt, da die Paneele (2466) auf dieser Seite um eine Plattenhöhe niedriger sitzen als auf der gegenüberliegenden Seite – das würde LEGO heutzutage besser lösen.

Diese Asymmetrie fällt allerdings später nicht mehr so stark ins Auge, denn über dem Tower wird noch eine Art Startrampe montiert, die in ihrer Formgebung stark an die Ladefläche des Transporters aus dem vorherigen Bauabschnitt erinnert. Auch dies ist kein Zufall, wie wir am Video des fertigen Modells sehen werden.

Der Rampe vorgelagert befindet sich eine merkwürdige kleine Konstruktion, die an der vorderen Kante abgerundet und mit einem (gedruckten) Pfeil dekoriert ist, der von der Rampe weg zeigt.

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Erinnern wir uns an die Funktionsweise des Motors, so wird der Grund sofort klar: Dieses Hindernis sorgt dafür, dass bei einem ankommenden Zug der Schiebeschalter am Motor in die Gegenrichtung verschoben und der Motor damit umgepolt wird, sodass der Zug wieder (in Pfeilrichtung) von der Rampe fort fährt.

Was man allerdings zwingend benötigt, um mit dem Zug überhaupt dorthin zu gelangen, ist der Fahrbalken mit der Führungs- und Antriebsschiene, der folglich als letzter Schritt auf dem Tower montiert wird. Parallel zu diesem, nämlich dem höchsten Punkt, wird ein weiteres Stück des Fahrbalkens auf der niedrigsten Ebene befestigt, die ebenfalls von einer 16 x 32 Baseplate getragen wird.LEGO Unitron 6991 Monorail Transport Base Review (21)

Hier befindet sich eine weitere “Station” für den Zug. Die verschiedenen Slopes dienen dazu, den eben gebauten Transporter genau mittig und in einer ganz bestimmten Position über dem Gleis zu parken – warum das so wichtig ist, sehen wir später. Im Gegensatz zum oberen Ende des Fahrbalkens, wo der Zug immer automatisch umkehrt, ist hier neben dem sofortigen Richtungswechsel auch ein Anhalten möglich. Um zu verstehen, wie dies funktioniert, müssen wir allerdings zunächst einen kleinen Exkurs über die verschiedenen Bestandteile des Monorail-Schienensystems einschieben.

Einschub: Das Monorail-Schienensystem

Die grundlegende Funktionsweise des Schienensystems hatte ich ja oben bereits grob umrissen: Eine auf dem Fahrbalken mittig angebrachte Zahnstange sorgt sowohl für die Führung des Zugs als auch für den Antrieb des Zugs, da das metallene (und fest montierte) Zahnrad des Motors hier einhakt.

Natürlich gibt es aber auch im Monorail-System nicht nur einfache Geraden und Kurven, denn die Besonderheit des Zahnradantriebs liegt ja gerade darin, dass der Zug auch größere Steigungen überwinden kann. Deshalb gibt es neben den flachen Geraden in zwei verschiedenen Längen auch solche, die nach innen bzw. nach außen gewölbt sind und die miteinander kombiniert dafür sorgen, dass der Zug zwischen zwei (ansonsten flachen) Streckenabschnitten auf verschiedenen Ebenen wechseln kann.

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Auch bei den Kurven existieren drei verschiedene Elemente. Die normale, große Kurvenschiene kann als Links- oder als Rechtskurve verwendet werden, da die Verbindungen an beiden Enden identisch sind (es handelt sich um eine Art Nutverbindung, die dann seitlich mit 1 x 4 Platten oder Fliesen fixiert wird).

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Anders sieht dies allerdings bei den kurzen Kurven aus, denn diese gehören zu den Weichen und können nur mit jenen verbunden, bzw. miteinander zu einer großen Kurve kombiniert werden.

Die Weichen selbst sind die mit Abstand komplexesten Teile des Schienensystems, denn hier musste LEGO zweierlei Herausforderungen bewältigen: Erstens musste es möglich sein, innerhalb einer vorhandenen Lücke durch bloßes seitliches Verschieben eine gerade Zahnstange gegen eine gebogene auszutauschen. Zweitens musste sichergestellt werden, dass ein Zug, wenn er aus der falschen (also der gerade nicht eingestellten) Richtung auf die Weiche zukäme, nicht einfach ins Leere liefe (was zu einem Entgleisen und womöglich zu einer Beschädigung der Weiche führen würde).

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Der Zug musste also in der Lage sein, die Weiche selbstständig umzuschalten. LEGO setzte diese Anforderungen durch ein cleveres System fester Folien im Inneren der Weichen um, die als Hebel fungieren und trotzdem eine flache Bauweise ermöglichten – im unten eingebundenen Video werden wir die Weichen gleich in Aktion sehen. Werfen wir aber vorher noch kurz einen Blick auf das letzte Element des Monorail-Schienensystems: den “Monoswitch”, also das Schaltergleis.

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Dieses bietet durch zwei seitlich angebrachte und durch Drehen des Knopfes verschiebbare Erhöhungen die Möglichkeit, den Zug entweder anzuhalten (gleicher Abstand) oder in eine bestimmte Richtung losfahren bzw. sofort bei Ankunft umkehren zu lassen. Beide Mechaniken, also die der Weichen und die des Schaltergleises, führe ich euch im folgenden Video vor.

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Schauen wir nun mit diesem Hintergrundwissen noch einmal auf das untere Gleisende, das wir im letzten Bauschritt auf einer zweiten Grundplatte neben der Grundplatte mit dem Tower montiert haben. Hier befindet sich eines der gerade gezeigten Schaltergleise, das die LEGO Designer in diesem Fall mit einem besonderen Kniff eingebaut haben: Durch die schwarze 1 x 4 Offset-Platte (4590) wird der Schiebemechanismus auf der einen Seite blockiert. Dadurch ist es nicht mehr möglich, den Schalter auf “Weiterfahrt” zu stellen, was den Zug entgleisen lassen würde – nur Anhalten und Umkehren sind möglich.

Review LEGO 6991 Monorail Animation 2

Verladestation

Mit großen Schritten nähern wir uns nun der Fertigstellung der Monorail. Im letzten Bauabschnitt entsteht auf einer bedruckten 3D-Grundplatte (2552px2), wie sie bereits einige Jahre zuvor für den LEGO 6988 Alpha Centauri Outpost aus der Blacktron-Reihe verwendet worden war, eine Verladestation für die Cockpits bzw. Raumgleiter des Zuges. Hier befindet sich auch ein weiteres Schaltergleis, denn es wäre schließlich ungünstig, den fahrenden Zug beladen zu müssen.

Zunächst baut man am hinteren Rand der Baseplate, also gegenüber der Rampe, zwei hohe Stützpfeiler sowie etwas vorgelagert einige kleinere Stützen auf, die später den Fahrbalken tragen werden. Nach vorne über die Rampe ragend konstruiert man eine schwenkbare Plattform, auf der sich eines der Cockpits ablegen lässt. Diese ist sowohl auf der Ober- also auch auf der Unterseite an einem 4 x 4 Drehteller (3403c01) befestigt, was dem Arm trotz seiner Länge eine gute Stabilität verleiht.

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Besonders interessant ist allerdings die Bauweise der Satellitenschüssel, die oben auf der Station thront. Diese wird nämlich durch den vorbeifahrenden Zug gedreht, was die Designer vor ein Problem stellte: Zum einen musste eine mechanische Verbindung zum Zug hergestellt werden, die genügend Kraftübertragung zum Drehen der Schüssel ermöglichte, zum anderen musste diese aber der Tatsache Rechnung tragen, dass der Zug keine einheitliche Breite hat. Außerdem durfte die Mechanik den Zug nicht merklich verlangsamen oder schlimmstenfalls gar blockieren.

Die Lösung, die man in Billund fand, ist ebenso simpel wie genial: Die Verbindung der Radarantenne mit dem unteren Ende des Gestänges auf Höhe des Zuges ist nicht starr, sondern über ein Kardangelenk (9244c01) ausgeführt. Das untere Ende ist nicht an der Station fixiert, sondern liegt gleitend auf einer Platte auf, von wo es durch die breiteren Stellen des Zuges eine kleine Rampe hinaufgeschoben werden kann, während das Gestänge sich dreht. Ein schwerer Gummireifen (3634) sorgt sowohl für den nötigen Kontakt zum Zug als auch dafür, dass das Ganze nach erfolgter Durchfahrt allein durch die Schwerkraft wieder zurück in die Ausgangsposition gleitet. So kann also auch ein unregelmäßig geformter Zug die Station durchfahren, wobei sich der Abstand des Reifens – ähnlich wie in einer Autowaschanlage – den Konturen anpasst.

LEGO Unitron 6991 Monorail Transport Base Review (42)

Review LEGO 6991 Monorail Animation 4

Damit die Station etwas gebäudeartiger wirkt, verkleidet man sie mit zwei 10 x 6 11 Paneelen in Trans-Dark Blue, die wieder mit je einem großen Aufkleber aus holografischer Glitzerfolie beklebt werden. Diese Paneele, die in anderen Reihen mit weniger aufwendigen Mustern auch bedruckt vorkamen, zählen wohl zu den ikonischsten Teilen der klassischen LEGO Space Reihen, da sie z.B. auch bei den großen Basisstationen von Blacktron und Aquazone viel zum charakteristischen Aussehen beitrugen.

Das Haltegleis wird so zwischen den beiden Scheiben angebracht, dass der Zug mittig zum Stehen kommt und die beiden Enden links und rechts herausragen. Die Verladeplattform lässt sich ebenfalls dorthin schwenken, sodass z.B. ein Cockpit vom rechten Ende des Zuges abgeladen, nach links geschwenkt und dort wieder aufgeladen werden kann.

LEGO Unitron 6991 Monorail Transport Base Review (24)

Zu guter Letzt werden alle Bestandteile des Sets mit den verbleibenden Schienen und Weichen verbunden. Weil die aufgebaute Monorail wirklich sehr groß ist (zur Erinnerung: die Breite liegt bei 128 cm), reicht eine Doppelseite der Anleitung zur Darstellung dieses finalen Bauschritts nicht aus. Das Blatt ist daher doppelt gefaltet und somit nicht eine, sondern drei Seiten breit, sodass man die Abbildung der kompletten Monorail auf vier Seiten Breite studieren kann.

Alle Teile des Fahrbalkens werden auf den großen Stützen mit zehn Steinen Höhe montiert, mit Ausnahme des Towers und der Station für den Transporter, wo an den Schrägen eine Stütze in 1,5-facher bzw. halber Höhe angebracht wird.

LEGO Unitron 6991 Monorail Transport Base Review (47)

Das fertige Modell

Und damit steht sie auch schon fertig vor uns, die LEGO Unitron 6991 Monorail Transport Base! Da mir für das Fotografieren nur ein sehr begrenzter Raum zur Verfügung steht, musste ich auf eine Leiter steigen, um überhaupt genügend Abstand zwischen das Set und die Kamera zu bringen, um es komplett aufnehmen zu können. Was ich damit sagen will: Die Monorail ist groß. Wirklich groß. Natürlich hat man, nüchtern betrachtet, etwa 90% umbaute Luft vor sich, aber nichtsdestotrotz ist das Set ein echter Hingucker, was auch am gelungenen, sehr futuristisch und trotzdem nicht übertrieben anmutenden Design liegt.

Einzig die sehr geringe Anzahl von nur vier Minifiguren fällt etwas negativ auf, war zur damaligen Zeit aber typisch für große Sets. Gleichwohl: Es wäre schön gewesen, hätte man wenigstens beide Cockpits, den Transporter und den Tower gleichzeitig mit Unitron-Astronauten bemannen können, wofür ja nur eine zusätzliche Figur vonnöten gewesen hätte. Schön ist hingegen, dass LEGO einen Spyrius-Droiden beilegte, da so auch ohne weitere Sets das Nachspielen einer Sabotage-Geschichte möglich war.

LEGO Unitron 6991 Monorail Transport Base Review (70)

Wie bei den anderen LEGO Schienensystemen auch, ist diese Streckenführung natürlich nicht die einzig mögliche. Weil auf der Rückseite der doppelt ausklappbaren letzten Seite der Anleitung ohnehin noch Platz war, nutzte LEGO diesen, um einige alternative Strecken vorzuschlagen (die sich allerdings nicht ohne Weiteres mit Stationen und Tower verbinden ließen).

Da dieses Set als einzige Monorail wirklich das komplette Schienensystem enthielt, waren die Möglichkeiten schon ohne zusätzliche Teile recht umfangreich. Wer allerdings z.B. mehr als eine einzige lange Gerade benötigte, musste auf eines der Ergänzungssets LEGO 6347 bzw. LEGO 6921 zurückgreifen, die 1991 bzw. bereits 1988 erschienen waren.

LEGO Unitron 6991 Monorail Transport Base Review (48)

Nun möchte ich euch aber endlich die Monorail in Aktion zeigen! Im folgenden Video seht ihr, wie die Verladestation und das Schaltergleis funktionieren, außerdem das manuelle und das automatische Umschalten der Weichen sowie meine persönlichen Highlights des Sets: das automatische Ablegen der Cockpits auf der Startrampe über dem Tower bzw. auf der Ladefläche des Transporters!

Letzteres zählt für mich zu den großartigsten Spielfunktionen, die jemals in einem LEGO Set vorkamen, zumal der Zug nicht nur den Raumgleiter auf dem Transporter ablegt, sondern diesem im genau richtigen Moment sogar noch einen kleinen “Schubs” gibt, sodass dieser von alleine losfährt – einfach toll!

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Zwar konnte (und kann) man die Monorail auch problemlos mit anderen LEGO Weltraum-Reihen kombinieren, aber trotzdem ist es in Anbetracht dieser Funktionen schade, dass die restlichen Unitron-Sets nur eine sehr eingeschränkte Verbreitung erfuhren und im Wesentlichen auf den amerikanischen Markt beschränkt blieben. Wie viel Spaß hätte es mir als Kind bereitet, die Raumgleiter zwischen mehreren Sets lustig hin und her zu tauschen, immer wieder die Monorail zu beladen, von der Startrampe loszufliegen und mit dem Transporter wiederum die anderen Sets zu “beliefern”! Zugegeben, die anderen Unitron-Sets zählten wohl nicht unbedingt zu den besten LEGO Designs, aber als Ergänzung zur Monorail wären sie vielen Käufern wohl trotzdem sehr willkommen gewesen.

Bevor wir uns dem Thema Automatisierung widmen, möchte ich euch natürlich auch die Ersatzteile des Sets nicht vorenthalten – zumindest diejenigen, die bei meinem Exemplar noch enthalten sind. Neben einigen erwartbaren Kleinteilen wie einem zusätzlichen Hebel und einem Helmvisir befinden sich darunter auch einige größere Teile, die mich überrascht haben. All diese Teile sollen laut Bricklink-Teileliste tatsächlich im Set enthalten sein (sind also nicht versehentlich später hinzugefügt worden), allerdings konnte ich auch bei mehrfachem Nachschauen in der Anleitung keine Stelle finden, wo die vier blauen Hinge Plates hätten verbaut werden sollen. Nur bei einem der Alternativmodelle auf der Verpackungsrückseite tauchen diese auf. Auch von den insgesamt sieben enthaltenen 2 x 2 Rundplatten bin ich nur fünf beim Aufbau losgeworden.

LEGO Unitron 6991 Monorail Transport Base Review (39)

Entweder habe ich also in der Anleitung etwas gründlich übersehen, oder aber es handelt sich hier tatsächlich um Teile, die ausschließlich für die Alternativmodelle beigelegt wurden, zu denen allerdings keine Anleitung existiert. Vielleicht wurde auch eine späte Designänderung am Set vorgenommen, als die Teileliste bereits erstellt worden war? Wenn jemand von euch mehr weiß, schreibt es gerne in die Kommentare!

Der logische nächste Schritt: Automatisierung

Die Möglichkeit, den Zug durch rein mechanisches Verstellen des Schaltergleises anhalten oder seine Richtung wechseln zu lassen, ist das Alleinstellungsmerkmal der Monorail. Da drängte sich mir, nachdem ich das Set zum ersten Mal aufgebaut hatte, natürlich der Gedanke auf, ob man diese Quasi-Automatisierung noch etwas weiter treiben und den Zug tatsächlich vollautomatisch eine bestimmte Fahrsequenz durchlaufen lassen könnte. Offenbar war ich mit diesen Überlegungen nicht allein, denn ich stieß nach kurzer Recherche mit 4DBrix auf einen Anbieter, der ein ganzes System elektronischer und mechanischer Komponenten im Sortiment hatte (letztere aus dem 3D-Drucker), um eine Monorail zu automatisieren. Natürlich wäre das auch mit den “hauseigenen” Mitteln von LEGO umsetzbar, allerdings teurer und komplizierter im Aufbau.

Im Grunde ist alles, was man benötigt, ein Servo, um das Schaltergleis zu verstellen, außerdem ein Sensor, der dieses Verstellen zu einem bestimmten Zeitpunkt auslöst. Beides muss von einer logischen Einheit, also etwa einem Powered Up Hub oder, wie im nachfolgend beschriebenen Fall, von einem Mikrokontroller-Board gesteuert werden, das man schon für wenige Euro kaufen kann. Möchte man auch die Weichen automatisch verstellen, so muss man sich Gedanken darüber machen, wie man die Drehbewegung eines weiteren Servos in eine lineare Bewegung überführt. 4D-Brix bot damals fertige Lösungen für all diese Anforderungen an, die zudem so gestaltet waren, dass man sie ganz einfach mit Technic-Pins oder über Noppen mit den Monorail-Schienen verbinden konnte (aktuell sind leider die meisten Komponenten nicht verfügbar).

LEGO Unitron 6991 Monorail Transport Base Review (31)
Von oben links nach unten rechts: Servo in LEGO kompatiblem Gehäuse, Sensor (Lichtschranke), Mechanik Weiche rechts, Anschluss für Servo an Schaltergleis

Im Inneren der Gehäuse befinden sich elektronische Standardkomponenten, die man auch selbst für sehr kleines Geld kaufen kann – wenn man denn einen 3D-Drucker zum “Verpacken” besitzt. Das ist insofern ein großer Vorteil, dass man sie über ein ganz normales Arduino-kompatibles Board ansteuern bzw. auslesen und dabei auf die vorhandenen Bibliotheken zurückgreifen kann, was die Programmierung sehr einfach macht. Man muss nur den Sensor (bzw. mehrere Sensoren) strategisch günstig anbringen, sodass der vorbeifahrenden Zug rechtzeitig registriert wird, und dann entscheiden, was geschehen soll. So kann man etwa jedes Mal das Schaltergleis auf “Anhalten” stellen, eine vordefinierte Zeitspanne warten und dann den Zug automatisch wieder starten lassen, oder aber man stellt eine bzw. mehrere Weichen um.

Ein kleines Beispiel, in dem jedes Vorbeifahren eine Umstellung der Weiche hervorrufen würde, habe ich euch im nachfolgenden Video einmal schnell zusammengebastelt. Das USB-Kabel dient nur der Stromversorgung, der Mikrocontroller läuft ansonsten autark.

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Wie ihr im Video seht, ist meine Weiche leider nicht mehr ganz so leichtgängig, wie sie eigentlich sein sollte. Im manuellen Betrieb ist das kein Problem, da die Mechanik eher ruckartig umschaltet und daher genügend Schwung hat, um die Zahnstange auch für den Geradeauslauf in die richtige Position zu bringen. Im Betrieb mit dem Servo findet das Umschalten hingegen in einer gleichmäßigen Bewegung statt, weshalb die letzten paar Millimeter fehlen. Außerdem muss man, damit alles zuverlässig funktioniert und der Servo nicht auf Dauer leidet, den Aufbau eigentlich noch kalibrieren, also durch vorsichtiges Herantasten herausfinden, wie groß genau der Drehwinkel des Servos sein muss, um z.B. eine Weiche sauber umzustellen – diesen Wert kann man in der Steuerung einfach als Zahl eingeben. Hier im Video war der Wert etwas zu groß, weshalb die Komponenten sich sichtbar gegeneinander verwinden.

Das alles ist aber einfacher, als es sich jetzt vielleicht liest, und am Ende kann man mit relativ geringem Aufwand – auch mit LEGO Komponenten – eine Monorail vollständig automatisieren. Besonders praktisch ist dies, wenn man das aufgebaute Set in einer Vitrine aufbewahren und trotzdem gelegentlich fahren lassen möchte, ohne die Vitrine öffnen zu müssen. Genau das habe ich in meiner Unterwasserwelt getan, anhand derer ich euch einmal zeigen möchte, wie eine Automatisierung mit nur einem Sensor, zwei Schaltergleisen und einer Weiche aussehen könnte. Außerdem habe ich hier noch einen regulären Power Functions M-Motor sowie einige Fiber Optic-Module (6637) über den Controller und eine selbst gebastelte Endstufe angesteuert.

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Die Vorgänger und ein Nachfolger, der nie erschien

Ihr seht also, mit dem Monorail-System kann man eine Menge Spaß haben! Leider war der LEGO 6991 Experimental-Astro-Express aber schon die letzte der insgesamt nur drei Monorails, die LEGO auf den Markt brachte. 1987 war im Rahmen der Futuron-Reihe der LEGO 6990 Galax-Star-Express erschienen, der allerdings noch keine Weichen enthielt und im Grunde nur ein einfaches Schienenoval mit Steigung und zwei Stationen darstellte. Gleichwohl ist auch dieses Set noch heute überaus beliebt und erzielt auf dem Gebrauchtmarkt hohe Preise, da auch die erste Monorail damals mit 144,- US-Dollar (ca. 265,- DM) schon sehr teuer war und deshalb wohl weit weniger Exemplare in Umlauf kamen als von anderen Sets.

LEGO Unitron 6991 Monorail Transport Base Review (73)
Scan aus dem LEGO Katalog 1987

Drei Jahre später folgte die einzige Monorail außerhalb der LEGO Space Reihe: Das LEGO 6399 Airport Shuttle. Zwar waren auch hier noch keine Weichen enthalten, allerdings wartete das Airport Shuttle mit einer interessanten Streckenführung in Form zweier verschachtelter Ovale auf und bot wie bei einem regulären Zug die Möglichkeit, Minifiguren als Passagiere zu transportieren. Sehr gelungen war außerdem die Integration in die übrigen Sets der Stadt-Reihe: Auf einer Seite der Strecke befand sich eine Straßenplatte mit einer erhöhten Bahnstation, auf der anderen Seite eine weitere Grundplatte mit einem Druck, der zum Rollfeld des im gleichen Jahr erschienenen Flughafens passte.

LEGO Unitron 6991 Monorail Transport Base Review (72)
Das LEGO 6399 Airport Shuttle im LEGO Katalog 1990

Im Shopvideo von 1991, also einem Werbefilm, der in manchen Spielzeuggeschäften in Dauerschleife lief und einige Highlights des damals aktuellen Sortiments vorstellte, widmete LEGO dem Thema Monorail einen amüsanten und meines Erachtens sehr gut gemachten Stop-Motion-Film, den ich euch auf keinen Fall vorenthalten möchte. Selbst mich als AFOL, der mit den Stadt-Themen eigentlich nie allzu viel anfangen konnte, packt beim Ansehen dieses Videos die Lust, vielleicht doch noch in dieses Sammelgebiet einzusteigen – wobei auch hier wieder der Preis eine Hürde darstellt, denn die Monorail kostete bereits damals 170,- US-Dollar, also etwa 275,- DM, und ist heute in gutem Zustand quasi unbezahlbar.

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Bei der (meiner Meinung nach) schönsten Monorail von LEGO ist hingegen nicht der Preis das Problem – sondern dass sie nie auf den Markt kam. Ein Artikel im BrickJournal 6/2 von 2009 enthielt das folgende Foto eines Design-Prototyps von ca. 1990, das eine Art Bohrinsel und eine gelb-blaue Monorail zeigt, die teils über, teils unter der Wasseroberfläche verkehren sollte, was im Entwurf durch zweifarbige Schienen angedeutet wurde. Das Konzept der sogenannten Seatron-Monorail war ein Vorläufer dessen, was später Aquazone werden sollte, also eine futuristische Weltraum-Reihe, die unter Wasser spielte.

Aquazone war zwar ohnehin schon immer meine Lieblings-Themenwelt, aber eine thematisch passende Monorail hätte die Reihe für mich noch großartiger gemacht – leider kam es nie dazu.

LEGO Unitron 6991 Monorail Transport Base Review (71)
Seatron Monorail, Prototyp von 1990. Quelle: Artikel im BrickJournal 6/2 von 2009

Selbst der Nachbau, den ihr oben im Video ja bereits gesehen habt, ist nicht ganz einfach umzusetzen, da die gelben Paneele (2466), von denen man gleich zehn Stück benötigt, nur in einem einzigen Set vorkamen und daher nur wenige Bricklink-Händler nennenswerte Mengen davon im Sortiment haben.

Auch für die Zukunft stehen die Chancen eines Monorail-Revivals bei LEGO, zumindest in der damaligen Form, wohl eher schlecht. Zu viele Formen müssten für das System wieder neu entwickelt werden, zu komplex und aufwendig in der Produktion wäre die Konstruktion der Weichen. Auch zur heutigen Bauphilosophie von LEGO, die bemüht ist, weitgehend auf große Formteile zu verzichten (wobei sich dies gerade wieder ein wenig ändert), würde das Monorail-System wohl nicht mehr recht passen. Es bleiben also nur der Zweitmarkt und die alten Sets, wobei es zumindest für die einfachen Geraden und Kurven heute auch gute Ersatzteile aus dem 3D-Drucker gibt.

Fazit

Die LEGO Monorails zählen zu den “sagenumwobenen” Sets, die die meisten von uns, sofern sie denn im richtigen Alter waren, als Kinder in den LEGO Katalogen und im Spielwarenladen bewundert, die wenigsten von uns aber wohl je besessen haben. Gerade die LEGO 6991 Monorail Transport Base ist für mich der Inbegriff der retro-futuristischen LEGO Sets, wobei die äußerst gelungenen Spielfunktionen das sprichwörtliche Sahnehäubchen sind. Dass ich heute das technische Wissen für die Automatisierung besitze, macht das System für mich noch interessanter, weil es so noch vielfältigere Möglichkeiten bietet.

Ob die hohen Preise der drei Monorails damals gerechtfertigt waren, finde ich nicht ganz leicht zu beurteilen. Ich kann mir vorstellen, dass die Produktion der Sets in den späten 80ern und frühen 90ern extrem teuer war, weil so viele große und teils komplexe Spezialteile entwickelt, produziert und die Kosten anschließend auf eine vermutlich relativ kleine Anzahl verkaufter Einheiten umgelegt werden mussten. Das – und der Wille mancher Fans, größere Anlagen zu bauen – führte wiederum später zu einem vergleichsweise kleinen Angebot auf dem Gebrauchtmarkt, wodurch die heutigen Preise zustande kommen.

Lohnt sich die Anschaffung einer gebrauchten Monorail trotzdem? Im Falle der LEGO 6991 Monorail Transport Base hätte das Set objektiv betrachtet wohl mehr als die enthaltenen vier Minifiguren umfassen müssen, auch der Aufbau von Tower und Verladestation ist eher rudimentär und das Set besteht primär aus einer großen Menge umbauter Luft.

Der Punkt ist aber: Das alles ist für mich völlig irrelevant. Wie kaum ein anderes Set beflügelt die LEGO 6991 Monorail nämlich noch heute meine Fantasie. Und wenn es euch mit dieser oder einer der anderen Monorails genauso geht, ihr Verwendung für ein kompaktes LEGO Zugsystem mit der Fähigkeit habt, größere Höhenunterschiede zu überwinden oder wenn die cleveren Möglichkeiten zur Steuerung und Automatisierung euch faszinieren, werdet ihr an den Sets große Freude haben.

Was denkt ihr über die LEGO Monorails, speziell den LEGO 6991 Experimental-Astro-Express? Hattet ihr als Kind oder habt ihr heute als AFOL das Glück, eine Monorail zu besitzen? Was gefällt euch am meisten an diesem System, und welche Monorail ist eurer Meinung nach die schönste? Habt ihr auch schon einmal eure Monorail automatisiert und wie seid ihr dabei vorgegangen? Tauscht euch gerne in den Kommentaren aus!

Über Jens Herwig 511 Artikel
Mag verzerrte Gitarren, LEGO und Enten. Wollte so sein wie MacGyver, ist aber nur Physiker geworden. Erweckung aus den Dark Ages durch den Technic Unimog. Liebt alte Sets und hat ein Aquazone-Diorama im Wohnzimmer stehen.
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